Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre

Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre

Das musikalische Wunderkind des Barock feiert 350. Geburtstag

Im Jahr 2015 gilt es, Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre (1665–1729) und ihrem Vermächtnis zu gedenken. Bereits zu ihren Lebzeiten bestritt die talentierte französische Komponistin und Cembalistin einen außergewöhnlichen Weg: Als Hofkomponistin Ludwigs des XIV. war es ihre Aufgabe, für musikalische Unterhaltung zu sorgen.

Ihre Familie hatte sich seit einigen Generationen im Pariser Musikleben einen Namen gemacht, ihre Eltern beschlossen daher, nicht nur die Söhne, sondern auch ihre beiden Töchter zu Berufsmusiker/inne/n ausbilden zu lassen. Um 1673 führte der Vater Claude seine Tochter Elisabeth schon in jungen Jahren beim königlichen Hof ein. Der Sonnenkönig und seine damalige Mätresse, Madame de Montespan, waren von den Talenten des jungen Mädchens so begeistert, dass sie Elisabeth für einige Jahre am Hof behielten und förderten. 

Mit 19 Jahren heiratete sie den Organisten und Cembalolehrer Marin de La Guerre. Obwohl La Guerre durch ihre Heirat den königlichen Hof verließ, wurden ihre Kompositionen weiterhin in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen aufgeführt. Zielstrebig verfolgte sie als Ehefrau ihre musikalische Karriere weiter – sie unterrichtete, komponierte und konzertierte. Selbst nach dem Tod ihres Mannes und ihres einzigen Sohnes setzte sie ihr künstlerisches Schaffen fort. Das kreative Arbeiten spendete ihr Trost in jener schweren Zeit.
Die Komponistin schuf anspruchsvolle Werke für größere Besetzungen, eine Oper und ein Ballett sowie zahlreiche Kantaten und Sonaten, die Pfade zu neuen kompositorischen Gattungen begründeten. Ihre Sonaten gehören zu den ersten dieser Gattung, die in Frankreich komponiert wurden. Darunter sind sechs unveröffentlichte Werke (zwei Solosonaten und vier Trios), die mindestens bis in das Jahr 1695 zurückdatieren, und sechs „Sonates pour le viollon et pour le clavecin“, die 1707 veröffentlicht wurden. Die großen Musiker und Musikkenner ihrer Zeit kamen zu ihren Hauskonzerten, um den virtuosen Klängen zu lauschen. Im Jahre 1717 verabschiedete La Guerre sich jedoch vom aktiven Musikleben. Als sie 1729 starb, galt sie als eine der bedeutendsten künstlerischen Persönlichkeiten ihrer Ära.
Ihr Schaffen als Komponistin wurde nach ca. 100-jähriger Pause Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. So gehört La Guerre heute zu den ersten Komponistinnen, die bereits früh wahrgenommen und erforscht wurden. Der 350. Geburtstag der etablierten Barockkomponistin macht auf eine starke Persönlichkeit aufmerksam, der es gelang die traditionellen Grenzen ihrer Zeit zu verwischen.

Milka Backovic

 

Werkauswahl von Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre

Sonates pour le Viollon et pour le clavecin
Vol. 1: Sonata I (d), Sonata II (D) (1707)
für Violine und B. c.
fue 2900 · Hier mehr

Vol 2: Sonata III (F), Sonata IV (G) (1707)
für Violine und B. c.
fue 3500 · Hier mehr

Vol 2: Sonata V (a), Sonata VI (A) (1707)
für Violine und B. c.
fue 3920 · Hier mehr

Triosonaten für Violine I & II und Violoncello, Orgel (Cembalo)
Vol. 1: Sonate B-Dur, Sonate C-Moll
fue 1820
· Hier mehr

Vol 2: Sonate D-Dur, Sonate g-Mol
f
ue 1740 · Hier mehr

Judith
Kantate für MS/T und B. c. mit Violine in interludes
fue 5400 · Hier mehr

Jonas
Kantate für MS/T, Violine und B. c.
fue 5410 · Hier mehr

Le Sommeil d’Ulisse (1715) (25')
Kantate für MS/T, Violine und B. c.
fue 6830 · Hier mehr

 

CD
Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre
Sonates pour violon et basse continuo

La Beata Olanda
Salto Records International
fue 7011 · Hier mehr

 

Buch
Danielle Roster: Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre „Mit großen Musikern habe ich um den Preis gekämpft”
In: Annäherung VI - an sieben Komponistinnen, S. 69f.
80 S. mit Notenbeispielen, Fotos, Werk- und Literaturverzeichnissen sowie Diskographien
fue 8520 · Hier mehr

 

 

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