Die am 20. Mai 1946 in Haifa geborene israelische Komponistin Tsippi Fleischer wuchs in einer jüdisch-arabischen Umgebung auf. Ihre Eltern waren gebürtige Polen, die vor den Nazis nach Palästina flohen. Bereits im Alter von drei Jahren improvisierte sie nach Gehör am Klavier. Das Werk Fleischers ist in der israelischen Musik einzigartig. Die Zuhörenden werden von Klangwelten und antiken semitischen Sprachen, von Phantasiewelten und einer Dramatik mitgerissen, deren Synthese ein vielschichtiges Panorama bildet. Kultur und Geschichte des Mittelmeerraumes sind charakteristische Elemente in ihrem Werkschaffen und haben ihr zu internationaler Anerkennung verholfen. Was die Musikpädagogik angeht, so hat Fleischer Generationen von SchülerInnen hervorgebracht, die ihren Weg im Bereich des Dirigierens, der Komposition und Musikpädagogik fortsetzen.
Nachfolgend ein Interview mit der Komponistin:
Was inspiriert Sie?
Der Nahe Osten ist meine Inspiration mit allen Sinnen: Landschaften, Atmosphäre, Kultur und die semitischen alten und neuen Sprachen. Ich atmete tief durch, wenn ich die Wüste mit ihren weiten Räumen, dem Sand, dem blauen Himmel und der Sonne erlebe. Dies wirkt stark auf mich als Komponistin.
Wie beginnen Sie eine neue Komposition?
Der Beginn eines neuen Werkes fällt i.d.R. mit einem neuen Lebensereignis zusammen: z. B. begann ich mit "Ballad of Expected Death in Cairo " nach einem zufälligen Treffen mit dem ägyptischen Tenor Hassan Kamy in Kairo. Dann weiß ich genau, welche Besetzung, welche Struktur, welches Genre und wie lang das Stück in etwa sein wird.
Was beeinflusst Sie?
Ich bin von der traditionellen westlichen Ausbildung beeinflusst in Kombination mit nicht-europäischen exotischen Quellen, die mich umgeben: Klangfarben, Skalen, Sprachenklänge, visuelle Elemente, die mir vor die Augen laufen.
Was treibt Sie an?
Die Magie, in der Lage zu sein, Tag für Tag, bereits seit 40 Jahren, etwas Kreatives zu erschaffen, zeigt meine ganzen Persönlichkeit. "Workaholic", der Beruf in jedem Schritt, jeder Entscheidung, die das spirituelle Leben bietet. Dann kann mich nichts von der Erfüllung meiner Wünsche stoppen.
Was sind Ihre Ziele?
Prominente Kritiker schreiben bereits: "Tsippi Fleischer hat ihre eigene einzigartige Stimme. Sie ist diejenige, die mit ihrer Kunst in Israel Frieden zwischen den jüdischen und arabischen Gemeinden bringen könnte. Diese Stimme ist auf der ganzen Welt zu hören.“ Ich kann diese Sätze nur wiederholen und gebe zu, dass dieser Wunsch unmittelbar aus meiner Seele kommt. Ich bin ein Mensch, die als Israelin und auch Kosmopolitin spricht, die nach ihrem Tod etwas spirituell bedeutungsvolles, etwas Sinnvolles, aus ihrer Region hinterlassen will.
Warum komponieren Sie?
Ich kann nicht anders. Komposition und Musik erwischten mich – und nicht umgekehrt. Meine Komposition ist kein Ziel, es ist mein Weg des Lebens. Ich schreibe nicht, um berühmt zu werden. Komponieren ist mein Grundbedürfnis, und es gibt keinen anderen Weg. (!)
Was sind Ihre Pläne?
Ich habe eine große Grand Opera abgeschlossen, das ist etwas besonders Mutiges: Eine große Oper im 21. Jh. zu produzieren mit großem Symphonieorchester, 3 Chören, Solisten, Kostümen ... Das bedeutet, dass man ein wenig verrückt sein muss. Aber das ist mein unmittelbarer Ehrgeiz, diese Oper zu realisieren.
In diesem Jahr werde ich 70. Mir ist es wichtig, meine bedeutenden Werke, z. B. meine Opern, meine Kantate "Like Two Branches" auf Arabisch, Symphonies IV und V, im Musikbusiness zu etablieren. Ich halte an diesem Ziel fest. Auch ein autobiographisches Buch und eine retrospektive Audio-Sammlung sind in Vorbereitung.
Als Pädagogin und Dozentin habe ich wichtige Bücher in diesem Bereich geschrieben und in Israel veröffentlicht. Ich möchte, wenn es die Zeit und Gesundheit ermöglichen, diese auch in weiteren Sprachen publizieren.
Sabine Kemna
Werkauswahl
Oasis op. 71. Kinderoper in 4 Aufzügen (2010) (40‘)
für Kinderchor mit 6 Solisten und Kammerorchester (Fl (picc), Ob, 2 Klar, 4 Vl, Vc, Kb, Git, Perc)
Libretto: Yael Medini
Deutsche Übersetzung: Tsippi Fleischer und Adina Stern
fue 2582 Partitur und Klavierauszug käuflich, Auff.mat. leihweise
CD: Euro 17,90
„Oasis“ ist eine Auftragskomposition des Cantus Juvenum Karlsruhe. Inszenierung: Sebastian Stiebert
Ballad of Expected Death in Cairo op. 20b (1987) (15’)
für Mezzosopran, 2 Violinen, Viola und Klavier
Text: Sallah Abd-el-Sabur (Arabic)
fue 7610∙komplettes Aufführungsmaterial∙49,00 Euro
Die älteste Liebe op. 67 (2006) (8’)
für Knabenchor (SSA) und Laute
fue 7660 ∙ 10,00 Euro
Weltschmerz (Wüstenwind) 2001 op. 52 (7’)
für Mezzosopran und Klavier, Text: Else Lasker-Schüler
fue 6530∙10,00 Euro
In Chromatic Mood op. 19 (1986) (4’)
für Klavier
fue 4050 ∙5,